Photographien und Erinnerungen

Der Rang von Gisèle Freund als eine der berühmtesten Photographinnen unserer Zeit ist mehrfach begründet: durch ihre Bildreportagen, die sie in den dreißiger Jahren für die Zeitschriften Life und Time in Europa und später in Südamerika machte; durch ihr Portraitwerk, das Aufnahmen der wohl bedeutendsten Schriftsteller, Künstler und Philosophen unseres Jahrhunderts versammelt; und schließlich durch ihre fundierten literarischen Beiträge zur Geschichte und Theorie der Photographie. Der vorliegende Band mit mehr als 200 Aufnahmen aus fünf Jahrzehnten wurde noch von Gisèle Freund selbst zusammengestellt und vereint alle ihre hervorragenden Talente. Er enthält Beispiele ihrer Photoreportagen - u.a. von den letzten, noch nicht durch die Nazis kontrollierten Mai- Demonstrationen 1932 in Frankfurt und vom »1. Internationalen Schriftsteller-Kongress zur Verteidigung der Kultur« 1935 in Paris, an dem Gisèle Freund als Studentin teilnahm - und eine reiche Auswahl aus ihrem Portraitwerk, das durch ungewöhnliche Vertrautheit beeindruckt: Walter Benjamin, James Joyce, Jean-Paul Sartre, Marcel Duchamp, Virginia Woolf, Simone de Beauvoir, George Bernard Shaw und viele andere, die meisten in Farbe aufgenommen und oft die einzigen existierenden Farbbilder der Portraitierten. Zu allen diesen Photographien hat Gisèle Freund ihre Erinnerungen aufgeschrieben. So entstand das einzigartige Bild-Tagebuch einer Weltreisenden durch Kunst und Literatur. Wir ehren Gisèle Freund, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, mit einer Neuauflage ihrer 1985 erstmals erschienenen autobiographischen Monographie, die inzwischen ein Klassiker unseres Verlagsprogramms geworden ist.