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Das Gänsespiel

Neubuch

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Details zum Buch

Beschreibung

Dieses Buch nahm seinen Anfang im Jahr 1988: Meine Geschwister und ich hatten das Gänsespiel, die Stoffpuppen Clowntje und Schlenkerhenkie, das Holzschildchen mit der Lagernummer und das Heftchen mit den Zeichnungen vor uns ausgebreitet. Es waren alles Erinnerungsstu¨cke aus unserer Zeit im japanischen Internierungslager während des Zweiten Weltkriegs in Indonesien. Dem Gänsespiel und den beiden aus Lumpen gefertigten Puppen war anzusehen, wie oft wir mit ihnen gespielt hatten. Nachdem wir 1945 das Lager hatten verlassen du¨rfen, waren die Spielsachen dann in einen Koffer gesteckt worden, der seither auf dem Kleiderschrank meiner Eltern gelegen hatte. Sie waren zwar staubig, sahen aber sonst noch genauso aus wie damals. Meine Geschwister und ich sind in Indonesien aufgewachsen, in jenem Land, das damals noch Niederländisch-Indien hieß und lange eine Kolonie der Niederlande war. Doch dann besetzten die Japaner 1942 das Land und alles änderte sich - auch fu¨r uns. Im Internierungslager hatte unsere Mutter aus einem alten Karton ein Gänsespiel gefertigt - das bekannte Brettspiel, bei dem einen die Wu¨rfel in den Brunnen oder ins Gefängnis bringen können und selbst eine Begegnung mit dem Tod möglich ist. Nur sah es auf den Feldern unseres Spielbretts so aus wie im Lager, in dem wir gefangen waren. Als das Gänsespiel immer mehr zerschliss, nähte unsere Mutter zur Verstärkung mit feinen Stichen ein Stu¨ck altes Laken um den ausgefransten Rand. Unsere Mutter konnte schön zeichnen und wollte, dass wir es auch lernten. Außerdem war sie als Historikerin der Meinung, jeder Mensch könne Geschichte schreiben. Wohl deshalb forderte sie meine große Schwester Marijke, meinen kleinen Bruder Hugo und mich auf, alles zu zeichnen, was wir um uns herum im Lager sahen. Auf die Ru¨ckseite der Zeichnungen sollten wir das Datum notieren und das, was darauf zu sehen war. Später wu¨rde sie dann aus unseren Bildern ein Heft binden. Niemand im Lager hatte einen Fotoapparat, also war dies die einzige Möglichkeit, festzuhalten, was uns geschah. Die Leute außerhalb des Lagers sollten es erfahren. Mir schien es wichtig, mit den auf dem Schrank wiedergefundenen Sachen etwas zu machen, denn Krieg und rassistisch motivierte Gewalt können jederzeit wieder ausbrechen. Ich wollte aufzeigen, dass Menschen unter solchen Umständen nicht zwangsläufig zu Monstern werden. Ich wollte zeigen, dass es Menschen gibt, die auch dann ihre Werte hochhalten und sich solidarisch verhalten. Und ich wollte verdeutlichen, dass es immer Sinn macht, sich dem Unrecht zu widersetzen. Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft, mu¨ssen in Frieden zusammenleben können und sollten nie gezwungen sein, sich entscheiden zu mu¨ssen, ob sie zur einen oder zur anderen Gruppe gehören. Kurze Zeit später brachte ich meine Erlebnisse im japanischen Internierungslager auf Java zum ersten Mal zu Papier. 1994 wurde der Text zusammen mit unseren Zeichnungen und Fotos in den Niederlanden zum ersten Mal veröffentlicht. 2008 erschien das Buch auf Indonesisch. So konnte meine Geschichte auch in dem Land gelesen werden, in dem sich alles zugetragen hat. Mittlerweile gibt es das Buch auch auf Englisch, Französisch, Arabisch, Chinesisch, Spanisch und Japanisch. Kinder an ganz verschiedenen Orten auf der Welt können somit lesen, was damals passiert ist. Als der Zweite Weltkrieg wu¨tete, mussten Kinder in vielen Teilen der Welt Schreckliches erleiden. Ich hoffe, dass die Kinder von damals, die inzwischen alt geworden sind, einen Dialog daru¨ber fu¨hren können, was sie erlebt haben. Damit junge Menschen und die Kinder von heute verstehen, warum es nie wieder Krieg geben sollte. AnneRuth Wertheim

ISBN:

9783907277164
3907277163

Erscheinungsdatum:

03.04.2023

Bindung:

Hardcover, Gebunden
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