Hellblazer von Garth Ennis 2

EINE HÖLLISCHE SAGA FÜR DIE EWIGKEIT von Christian Endres Garth Ennis schrieb sich nicht nur mit seinen eigenen Serienschöpfungen PREACHER oder The Boys in die Comic-Ruhmeshallen, sondern auch mit ikonischen Figuren der US-Verlage, die er nachhaltig prägte - allen voran John Constantine, den englischen Okkultisten im Trenchcoat. 1991 übernahm Ennis die HELLBLAZER-Serie, die sein erster großer Gig auf dem US-amerikanischen Markt war. In den Sagas, die er mit Zeichnern wie Will Simpson und Steve Dillon umsetzte und die sich im ersten Band dieser zweiteiligen Gesamtausgabe finden, erlebten wir Garth und John in Höchstform: Der kettenrauchende, hakenschlagende Experte für Magie und Dämonen überlebte sogar eine Lungenkrebs-Erkrankung, schlug dem Ersten der Gefallenen aus der Hölle ein Schnippchen und lehnte das Angebot des Königs der Vampire ab, sich seinem Hofstaat anzuschließen. Zudem kam Constantine mit der großartigen Kit zusammen. Doch weil er ein manipulativer, selbstzerstörerischer, unverbesserlicher Bastard ist, versaute es sich John sowohl mit Kit, die ihn verließ und nach Irland zurückkehrte, als auch mit seinem besten Freund, dem Taxifahrer Chas Chandler. Unser zweiter, abschließender Band dieser Edition von Garth Ennis' Horror-Meisterwerken und Hellblazer-Meilensteinen beginnt daher mit Constantine, der als Obdachloser auf den Straßen Londons ganz unten angekommen ist. Ennis schloss seinen Run als Stammautor von Constantines okkulten Abenteuern Ende 1994 ab. 1997 legten er und der schmerzlich vermisste Steve Dillon jedoch das Spin-off HEARTLAND vor, in dem sie das Leben inmitten des Nordirland-Konflikts portraitierten. Denn zwischen 1969 und 1998 herrschten auf der irischen Insel bürgerkriegsähnliche Zustände. In dem Konflikt ging es darum, dass Nordirland - anders als die Republik Irland - eine britische Provinz geblieben war, weshalb die protestantischen Loyalisten und die katholischen, auf Unabhängigkeit pochenden Nationalisten brutal aufeinander losgingen. Terroranschläge, Straßensperren und die Präsenz des Militärs gehörten für die Menschen zum Alltag, den der in Nordirland geborene Ennis in einer weiteren Story über Kit einfing. Nur allzu passend: HELLBLAZER war lange eine von britischen Kreativen und Perspektiven dominierte Serie, in der Politik und Zeitgeist eine wichtige Rolle spielten. Es spricht für die Klasse der Geschichten - in diesem Fall von Ennis -, dass sie sich Jahrzehnte später noch so intensiv, gut und packend lesen. Nach seinem Abschied als HELLBLAZER-Autor kehrte Ennis also 1997 für HEARTLAND und 1998 für eine famose neue Kurzgeschichte zurück, die der perfekte späte Schlussakkord für sein Constantine-Konzert gewesen wäre. Dennoch schrieb Ennis die langlebigste Serie von DCs wegweisendem Vertigo- Label Ende 1998, Anfang 1999 noch einmal und schuf mit Zeichner John Higgins einen neuen Mehrteiler. Viel Vergnügen mit diesem dicken Sammelband und einigen der besten Storys, die Garth Ennis jemals verfasste und die je über John Constantine geschrieben wurden.